14. November 2025

AnexKonkret im Engadin

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe AnexKonkret besuchten wir in S-chanf eine Energiezentrale,  die über gleich zwei Holzverstromungsanlagen verfügt, welche Wärme und Strom erzeugen. Ein Projekt, das schweizweit einmalig ist.

Ein Herzensprojekt 

In den vergangenen drei Jahren hat Anex das Holzverstromungsprojekt in S-chanf sowohl finanziell als auch planerisch unterstützt. Das Resultat ist beeindruckend: 6,9 Megawatt Wärmeleistung und 1,2 Megawatt Strom. Zudem wurde das Fernwärmenetz über die letzten 10 Jahre kontinuierlich ausgebaut und erstreckt sich heute über eine Länge von 9 Kilometern. Das Herzstück der Anlage liegt jedoch tief im Erdinnern, wo sich ein Altholzofen mit einer ORC-Turbine befindet, der Holz aus regionalen Bauabfällen verwertet. Ergänzt wird der Ofen durch einen Holzvergaser mit Blockheizkraftwerk. Sie produzieren ganzjährig Wärme und Strom aus lokalen Ressourcen. Beide Anlagen konnten wir am AnexKonkret Ende Oktober besichtigen.

Faszination, Mut und Unternehmergeist

Was heute beeindruckende Realität ist, begann vor 20 Jahren mit einer ersten Studie und der Vision von Simon Salzgeber. Aus seiner persönlichen Faszination für erneuerbare Energien entstand die Idee für ein Fernwärmenetz, das Holzabfälle aus dem eigenen Betrieb und der Region zur Wärmeerzeugung nutzt. Die erste Studie wurde 2005 erstellt, und 2010 lieferte das Fernwärmenetz erstmals Wärme. Die Nachfrage stieg so stark, dass das Netz kontinuierlich bis nach Zuoz erweitert werden konnte. Doch nur Wärme zu produzieren war Simon Salzgeber nicht genug: «Mein Ziel war immer, dass unser Betrieb stromautark ist.» Holz ist eine wertvolle Ressource und sollte neben der Wärmeerzeugung auch für die Stromproduktion genutzt werden. Gemeinsam mit Anex Ingenieure wurden unter anderem Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeführt, bis ein finanzierbares Projekt entstand.

Der Blick hinter die Kulissen

Mit an Bord ist auch Cilgia Salzgeber, projektleitende Architektin. Frisch nach Ihrem Architekturabschluss mit Schwerpunkt Digitale Fabrikation an der ETH Zürich im Jahr 2022 ist sie in den Familienbetrieb eingestiegen. Schnell folgte das erste grosse Neubauprojekt: die neue Energiezentrale. «Die Dimensionen waren beeindruckend», erläutert Cilgia Salzgeber während des Rundgangs durch die Zentrale. In Erinnerung bleiben auch die riesigen Betonwände von 12.5 Metern Höhe sowie die Anlieferung der Holzverstromungsanlage, als das gesamte Team mithalf, die Anlage mit Seilen an der richtigen Stelle im Raum zu positionieren. Vom verwinkelten Innenleben mit Tiefgaragenplätzen für Lastwagen und Autos, Schnitzelgrube und Energiezentrale ist von aussen nichts mehr zu erkennen. Einzig die hohen Hackschnitzelberge lassen auf eine Holzverbrennungsanlage im Untergrund schliessen. 

Obwohl die Anlagen in Betrieb sind, ist das Gesamtprojekt noch nicht abgeschlossen. Der oberirdische Bau muss noch fertiggestellt werden. Das Dach und die Fassaden fehlen noch. Nachdem im Erdreich viel Beton für die Energiezentrale verbaut werden musste, freut sich Cilgia Salzgeber auf die letzten Arbeiten: die parametrisch entworfene Holzfassade.

Alle Teilnehmenden folgen interessiert den Ausführungen von Simon Salzgeber.

Lagerung der hochwertigen Holzhackschnitzel - noch fehlen die Wände und das Dach.

Blockheizkraftwerk mit Abgaswäscher (rechts)

Holzvergasungsanlage

Gruppenaufbau Wärmenutzungen Holzvergasung

Thermoölkessel

ORC-Turbine

ORC-Turbine

Pflanzenkohleabsackung


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